2. Ostersonntag:   
Leere gefüllte Hände    

Mit leeren Händen dazustehen, wenn eigentlich erwartet wird, daß man etwas in Händen hält, kann bisweilen eine peinliche Angelegenheit sein.
Wir kennen das, aus irgendeinem Grund haben wir es nicht geschafft, rechtzeitig ein passendes Geburtstagsgeschenk zu besorgen, oder es ist nicht rechtzeitig angekommen. Oder da bitten Angehörige, statt Blumen zum Begräbnis eines Verstorbenen für einen guten Zweck zu spenden. Denn Sinn sieht man ja auch ein, aber ganz ohne Blumen ans Grab zu kommen, kann man das? –
Die Jünger wenden sich nach den seltsamen und unbegreiflichen Ereignissen des Paschafestes wieder ihrem Alltag zu. Endlich wieder das tun, wovon sie etwas verstehen. Sie verstehen eine Menge vom Fischen, aber sie fischen doch nichts.
Ihre Welt steht Kopf. Nichts stimmt mehr. Da stehen die Meister ihres Fachs vor dem, den sie "Meister" nannten, und haben nichts in der Hand. Meinen sie zumindest. Denn sie tragen ihr Erkennen in der Hand. Am Ostertag noch erkannten sie ihn nicht; jetzt aber wissen sie: Es ist der Herr.
Das ist doch schon viel! Und für den Rest sorgt Jesus: Am Ufer brennt ein Feuer und auf dem Rost liegen Fisch und Brot.
Ich habe oft solche leeren gefüllten Hände. Mir, der ich komme, scheinen sie leer; für den, zu dem ich gehe, sind sie gefüllt, können es zumindest sein: mit meiner Liebe, mit meinem Herzen. Den Rest gibt der andere hinzu.
Und mag mir oft vieles auch fehlen an Glauben, Hoffnung und Liebe, was fehlt das gibt ER hinzu.



(C) 2001 Heribert Ester