Dreifaltigkeitssonntag:   
Verstanden ?   

"Ich kann euch nicht verstehen!" ruft der Trainer in amerikanischen Sportfilmen seiner Mannschaft zu, wenn sie sich vor dem Match im Kreis aufstellen und sich mit ihrem Schlachtruf auf das bevorstehende Spiel einstimmen.
Er kann sie nicht verstehen... Das heißt: er kann sie eigentlich schon verstehen, aber er will es deutlicher, lauter, entschiedener hören.
Und so wird seine Mannschaft noch ein-, zweimal den Schlachtruf brüllen, bis der Trainer meint, daß es ausreicht, daß genug Entschiedenheit rübergekommen ist.
Wir Menschen sind oft genug in der Situation, daß wir sagen müssen, wir können Gott nicht verstehen. Da muß es nicht einmal unbedingt um so schwierige theologische Feinheiten wie die Dreipersönlichkeit des einen Gottes gehen; manche Dinge, die sich in unserem Leben entscheiden, sind oft viel schwieriger zu verstehen. Und wenn wir diese Gegebenheiten als Gottes Entscheidung zu deuten versuchen, dann wird er immer nur leise antworten, so daß wir wirklich genau hinhören müssen, um zu verstehen. Und er wird, wenn wir sagen, "Ich kann dich noch immer nicht verstehen", eher noch leiser antworten; denn Liebe ist niemals laut und brüllend und doch nicht weniger entschieden. Und manchmal werden wir zugeben müssen, daß wir selbst dann nicht verstehen, denn auch die Liebe läßt sich nicht erklären sondern nur glauben.
Verstehen müssen wir sie nicht, aber erfahren dürfen wir sie, wie sie uns väterlich-mütterlich umsorgt, brüderlich umspielt und geisterfüllt unser Leben bereichert.



(C) 2000 Heribert Ester