Darstellung des Herrn:   
Licht und Schatten   

Manch einer oder eine von Ihnen wird das kennen, auf der Schattenseite des Lebens zu stehen, nichts von dem zu haben oder zu erleben oder genießen zu können, was für andere normal ist. Oder wie es ist, im Schatten eines anderen oder einer anderen zu stehen, immer aufschauen zu müssen, weil man letztlich selbst schon meint, nur noch dort wirklich Licht sehen zu können.
Schier unerträglich wird das Leben dann, wenn andere von einem auch noch erwarten, selbst Licht zu sein, immer fröhlich, immer gut gelaunt, immer einsatzbereit. Wie gesagt, ich denke mir, mancher wird diese Gefühle kennen.
Und in diese Schattenexistenz hinein spricht Simeon das Wort, daß seine Augen das Heil gesehen haben. Zwar bricht in diese Verheißung schon das Dunkel hinein, das vom Kreuz kommt, denn gerade durch dieses Kreuz hindurch wird das Heil kommen. Aber Simeon sieht das Licht, der Schatten läßt ihn ungerührt.
Nicht das Kreuz soll verherrlicht werden. Das Kreuz hat nicht das Heil gebracht. Schatten hat nie eine gute Seite. Das Licht, vor das sich das Böse stellt und seinen Schatten wirft, nur dieses Licht schenkt Leben und Lebensfreude. Jesus ist es, der alle Kraft zusammengenommen hat, das Kreuz zu durchkreuzen und die Schatten zu erleuchten, das selbst dort noch Licht erstrahlt, wo wir es nicht mehr für möglich halten. Gott gab ihm diese Kraft.
Was eigentlich heißt "Lichtmeß" anderes, als daß Christen gesandt sind, eher Licht zu bringen als Schatten zu werfen.



(C) 2000 Heribert Ester